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Colloquium: Deutsche Grammatik

Mo 16:00-17:30, Raum (DOR 24)
BA und Master Linguistik

Kurzbeschreibung

In dieser Veranstaltung werden Präsentationen zu laufenden Forschungs- und Abschlussarbeiten auf allen Qualifikationsebenen (Bachelor, Master, Promotion) aus den Bereichen Syntax und Semantik gehalten. Zusätzlich gibt es Termine, zu denen eingeladene externe Wissenschaftler vortragen.

Vorträge

23.04.2018: Joachim Jacobs (Universität Wuppertal)

Modalpartikeln wie ja oder doch und andere expressive Elemente, z.B. sprecherorientierte Adverbiale wie offen gesagt, sicherlich oder gottseidank, sind semantisch/pragmatisch von der Fokus-Hintergrund-Struktur (FHS) getrennt. Das zeigt sich darin, dass ihre Bedeutungen weder eng fokussiert noch Teil eines weiten Fokus oder des Hintergrunds einer FHS sein können. Ich schlage eine Erklärung vor, die auf den unabhängig begründeten Annahmen a) und b) beruht:
  1. Die Sprechereinstellung, die expressive Elemente zur Satzbedeutung beitragen, sind in der gebrauchskonditionalen (im Gegensatz zur wahrheitskonditionalen) Ebene der semantischen Struktur zu lokalisieren und können deshalb nicht im Skopus von Operatoren stehen, vgl. Potts (2005), Gutzmann (2015).
  2. Eine FHS ist immer im Skopus mindestens eines Operators, nämlich von Operatoren wie nur, mit denen sie lexikalisch assoziiert ist, oder in dem eines gebrauchskonditionalen Operators, der Diskurs-Effekte der Fokussierung repräsentiert.
In Verbindung mit einem spezifischeren, aber ebenfalls unabhängig begründeten Constraint für addressaten-orientierte Expressiva folgen aus diesen Annahmen die Symptome der Getrenntheit expressiver Bedeutungen von der FHS.

Mögliche Gegenevidenz stellen betonte Verwendungen von ja, doch und wohl dar, die einen ähnlichen Effekt wie Verum-Fokus haben. Aber die in diesen Verwendungen auftretenden Partikelvarianten haben eine Bedeutungskomponente, die auf die wahrheitskonditionale Ebene der semantischen Struktur zu beziehen ist und deshalb im Skopus von Operatoren liegen kann. Damit kann sie auch Eingang in die FHS finden.

Potts, Christopher (2005): The Logic of Conventional Implicature. Oxford U. P.
Gutzmann, Daniel (2015): Use-conditional Meaning. Studies in Multidimensional Semantics. Oxford U. P.